„Ich fühl mich in der Beziehung nicht wohl.“

Eine der wichtigen Voraussetzungen, die für die Bildung einer langfristig tragfähigen Beziehung relevant ist, ist die „Authentizität“. Es ist das Glaubhafte, das „Echte“ und „Klare“, das eine Person im Kontakt ausstrahlt. Es ist das eigene „gute Gefühl“, das sich in einem selber „breit macht“, wenn sich alles echt und „ehrlich“ anfühlt.

Es ist ein „(…) weg von den Fassaden, weg vom ,Eigentlich-sollte-ich‘ (…) hin zu einer Entwicklung zur Selbstbestimmung (…)“ (C. Rogers). Diesem Gefühl nachzugehen bedeutet dem  eigenen „inneren“ (R)Wichtigen auf die Spur zu kommen.

 

Im Kontakt mit der eigenen Person inkludiert dies Fragen der Selbstbeobachtung, wie z.B.: „Wie geht es mir in Kontakt XY?“. Authentisch sein zu wollen und zu können, bedeutet ein „In-sich-stimmig-sein“. Und dieses kann nur durch eine ganzheitliche Betrachtung erreicht werden: durch eine Achtsamkeit, die auf die ganze Person gerichtet ist, nicht nur auf ihr Denken.

 

Es ist ein Abgleich der verschiedenen Ebenen: Fühlen, Denken, Handeln. Es ist ein „Mit-sich-selbst-in-Beziehung-treten“, ein Selbst-Gespräch. Daher ist authentisch zu sein von grundlegender Bedeutung, da nur aus dieser „Stimmigkeit“ heraus es gelingen kann sich /sein Selbst sicher zu führen. Und nur zu einer authentischen Person kann eine tragfähige Beziehung aufgebaut werden.

 

Authentisch zu sein wünscht sich fast jeder. Und wenn man nachfragen würde, wären die meisten wohl überzeugt, auch authentisch zu handeln. Doch: wie oft gab oder gibt es dieses „unstimmige Gefühl“, nicht „richtig“, nicht „angemessen“ oder sonst „irgendwie“ ver-rückt reagiert zu haben? „Un-Authentisch“ eben.

 

Welche Diskrepanzen gab es dann?

Was hatten Sie gedacht, was gefühlt und was letztlich getan?

 

Offenheit gegenüber sich selbst - oder seinem "Selbst" gegenüber - zu ergründen, ist ein Vorgang, der sich der direkten Beobachtung entzieht. Es geht nur über das Fühlen. Und darüber klar zu sein, keine Rolle spielen, seine eigenen Gefühle zu akzeptieren und ggf.(!) situationsgerecht zu äußern. 

Es gilt, im Kontakt mit sich selbst/seinem Selbst die eigene Übereinstimmung -Kongruenz- zu überprüfen: 

  • Wie viel von meinem Ärger oder Frust, meiner Freude, Enttäuschung, Überraschung, (…) möchte ich denn mittteilen?
  • Was bekomme ich gerade davon - von mir - in dieser bestimmten Situation, überhaupt mit?
  • Wem will ich meine, diese innere Stimmung mitteilen?
  • Wann ist dazu ein passender Moment?

Dies vor allem, um sich selbst auf die Spur zu kommen. Denn Authentizität sichert die eigene, psychische „Funktionsfähigkeit“: Mitzubekommen, was im eigenen Inneren vorgeht, ist überlebenswichtig – das gilt besonders in kritischen (zwischenmenschlichen) Situationen.

 

Authentisch, „echt zu sein“, hat zur Voraussetzung, die „Klarheit in der eigenen Person“ auch erleben zu wollen und ggf. wohlwollend-kritisch zu betrachten: so zu handeln, wie es sich für Sie im Moment „gut“ anfühlt oder nachzuspüren wieso Sie glauben, dass es ggf. unangemessen wäre.

 

Es hilft, sich in Beziehungen wohl zu fühlen, oder dem auf die Spur zu kommen, was die Unstimmigkeit ausmacht – und dann ebenso in-sich-klar, ggf. entsprechende Konsequenzen ziehen zu können.

 

Ihre

Christiane Hellwig

Mitglied im Ausschuss "Coaching, Supervision und Organisationsentwicklung";  & zert. Coach: "Gesellschaft für Personz. Psychotherapie und Beratung e.V."

zert. Supervisorin und Mitglied: "Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V." (DGSv)

Akademieleitung & Weiterbildungsleitung der "Deutschen Akademie für Coaching und Beratung" (DACB)