Der Spaltpilz

Ein Spaltpilz ist die biologisch-historische Bezeichnung für ein Bakterium. „Scherzhaft“ ist es etwas „was die Einheit bedroht, wovon die Gefahr einer Spaltung ausgeht“ (so in Wikipedia beschrieben).

 

Als ein solcher Spaltpilz wurde, von einer überregionalen Zeitung, die AfD betitelt. Doch man braucht nicht in die, weltweit sich ausbreitenden, politischen Gruppierungen zu blicken. Menschliche Spaltpilze können auch im nahen Umkreis, einzeln, beobachtet werden: Im eigenen Team, in einer Gruppe oder sonst wo im Miteinander. Dabei gehört es zur Eigenart eines Spaltpilzes, dass er als Überlebensraum eine Lücke braucht. Eine, in der er möglichst gute Wachstumsbedingungen findet. Im Zwischenmenschlichen können es diese ganz kleinen, manchmal nur ganz wenig schwelenden, noch unsichtbaren Konflikte sein. Ein Spalt eben.

 

Darin versucht der Spaltpilz sich festzusetzten.

 

Zum Beispiel mit Fragen, die einen verschwörerischen Unterton haben: „Und, wie läuft es in der Zusammenarbeit mit Frau Müller?“ Oder suggestiv sind: „Du weißt schon, dass man bei Herrn Meier etwas aufpassen muss?“ Oder: „Ist dir schonmal aufgefallen, .... ?“ Oder solche Bemerkungen, die Informationen zur „Aufklärung“ geben, die auf "Fehler" - von Frau Müller oder Herr Meier - hinweisen. Und es sind nicht solche Bemerkungen, die nur einen Ärger über die Person "einfach mal" loslassen wollen, sondern subtiler sind: auf ein (subjektives) Fehlverhalten "nur hinweisen wollen", weil die Person darunter ja leidet; "sachlich" und nur aus der "eigenen Perspektive". Jedoch das eigene Empfinden, für "richtig und falsch", als Maßstab nimmt.

 

Doch kann der Spaltpilz nur dann wachsen, wenn er Umweltbedingungen findet, die er braucht: Unausgesprochene Verletzungen bei den Angesprochenen - wie klein auch immer. Oder Unsicherheit in der eigenen Wahrnehmung, in der Meinung über jemanden. Erst dann fallen solche Fragen und Anmerkungen wie oben auf fruchtbaren Nährboden.

 

Diese Arten von Bemerkungen kennzeichnen den Unterschied, zwischen Meinung haben und Meinung machen.

 

Und wie bei einem Bakterium muss dann aufgepasst werden, dass man sich nicht infizieren lässt. Die Inkubationszeit ist dabei unterschiedlich lang: Je nach Grad der eigenen Unsicherheit oder eigenem Ärger auf jemanden. Denn: der Spaltpilz kann nur da gedeihen, wo - ein mindestens kleiner - Spalt existiert.

 

Das Ziel des Spaltpilzes ist die Abspaltung von bestehenden Einheiten.

 

Wenn Sie also das nächste Mal ein Unwohlsein im Bauch verspüren das durch die Äußerungen einer Person über eine andere entsteht, wenn Sie innerlich unsicher werden, doch vielleicht die Versuchung im Moment groß ist, sich dem Spaltpilz anzuschließen, prüfen Sie Ihre Absicht dahinter: 

  • Wieso fokussiere ich mich jetzt so auf diesen Teil der angeprangerten Person?
  • Ist dieser Teil wirklich so entscheidend für mein Miteinander mit der Person?
  • Was verletzt, ärgert mich vielleicht daran?
  • In welchem Gewicht stehen die anderen Anteile der Person jetzt? Wie kommt es, dass diese Persönlichkeitsteile auf einmal weniger Wert sind?
  • Was brauche ich, dass ich mich (wieder) wertschätzend und respektvoll auf diese Person einlassen kann? 

Spaltpilze lieben es im Dunkeln zu sein; da gedeihen sie am besten.

 

Wenn Sie in Ihrem Team, in Ihrer Gruppe, in Ihrem Verein oder sonst wo im Miteinander einen Spaltpilz identifiziert haben, dann ziehen Sie ihn also einfach ans Tageslicht. Dort geht er ein.

Mitglied im Ausschuss "Coaching, Supervision und Organisationsentwicklung";  & zert. Coach: "Gesellschaft für Personz. Psychotherapie und Beratung e.V."

zert. Supervisorin und Mitglied: "Deutsche Gesellschaft für Supervision und Coaching e.V." (DGSv)

Akademieleitung & Weiterbildungsleitung der "Deutschen Akademie für Coaching und Beratung" (DACB)