Die „Coronazeit“ hat uns aus dem - allzu oft reißenden - Strom des Alltags gerissen. Und bringt uns dazu, dass wir vermehrt über diese Frage, mehr oder weniger bewusst, nachdenken. Mit manchmal schmerzhaften, mit manchmal glücklichen Erkenntnissen. Doch hoffentlich immer mit wertschätzender Selbsterkenntnis: Das also ist mir wirklich wichtig!
Und manchmal scheint sich, neben dem sachlichen Aspekt des „Was“, auch ein persönlicher einzuschleichen: Wie wichtig bin ich als Person? Für wen? Für eine bestimmte Person?
Wichtigkeit ist ein soziales, zwischenmenschliches Grundbedürfnis. Wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt, bekommt es gerade in solchen Lebenslagen mehr Bedeutung, die persönliche Kontakte nicht selbstverständlich sein lassen. Soziale Medien kommen mehr in den Fokus und die Dünnhäutigkeit, weil jemand nicht, oder nicht sofort auf eine Nachricht geantwortet hat, nimmt zu. Oder vielleicht hat er oder sie nicht „genügend lang“, „zu sachlich“ – einfach nicht wie (heimlich) gewünscht - darauf geantwortet.
Und dann kann es sein, dass das Selbstbild ins Wanken gerät: „Wie wichtig bin ich?“ (als Person, für diese Person).
Die eigene Bedeutung wird infrage gestellt; und der Entschluss wird vielleicht gefasst, sich selbst in Zukunft reservierter oder patziger zu verhalten, je nach persönlicher Präferenz. Und doch geschieht es nicht ganz bewusst, denn das Unbewusste leitet „von selbst“ in die Gegenwehr: seelischer Verletzung folgt innere Abwehr.
Und das ist dann vielleicht der Beginn einer Schleife, eines zernagenden Miteinanders, dessen Dynamiken nicht immer gebremst, oder wieder in eine konstruktive Richtung gelenkt, werden können. Denn:
Psychosoziale Wechselwirkungen verlaufen vorherrschend als Routinen.
Die Fragen die sich zur Klärung stellen sollten, sollten dann diese sein: Wer ist mit der Reaktion gemeint? Ist es wirklich DIESE Person? Oder sind es ähnliche Verhaltensweisen, die an eine andere, besonders wichtige Person erinnern; für die man jedoch nicht so wichtig ist oder war, wie es sein sollte? Und: Sind es immer ähnliche Verhaltensweisen, die die eigene Balance ins Wanken bringen? Verhaltensweisen, auf die der eigene Autopilot immer ähnlich reagiert?
Doch was passiert, wenn - bei aller Selbstreflexion - sich trotzdem ein Zweifel einschleicht? Auch wenn eine Person deutlich macht: „Ich bin gerne mit dir zusammen“. Oder: „Schön, dass du da bist“. Wann ist es genug an Beteuerung und "Beweisen", dass jemand wichtig ist, gerne Zeit mit ihr oder ihm verbracht wird?
Menschen sind von ihren Annahmen überzeugt. Sie haben eine lange Tradition. Eine Lebenslange. Doch wenn diese Überzeugungen Sie immer wieder in gleiche, unangenehme zwischenmenschliche Situationen bringen, dann hilft es nur, bei sich selbst zu forschen: Überprüfen Sie, wann Sie zentrale Erfahrungen gemacht haben, die Ihre Zweifel heute noch schüren.
So wird der Spirale der unproduktiven Wechselwirkungen die Dynamik genommen. Und es lebt sich leichter.